Durch glückliche Überlieferungsumstände ist aus dem ehemaligen Kloster in Altenberg an der Lahn ein einzigartiges Ensemble von liturgischen und paraliturgischen Ausstattungsstücken aus der Zeit des späten 13. und frühen 14. Jahrhunderts erhalten geblieben. Einige dieser Objekte befinden sich heute in der Sammlung von Schloss Braunfels, andere sind auf bedeutende Museen zwischen New York und St. Petersburg verteilt – jedes zählt bereits für sich genommen zu den absoluten Glanzstücken der Epoche. In der Ausstellung „Schaufenster des Himmels“ konnten sie erstmals seit der Säkularisation des Klosters Anfang des 19. Jahrhunderts wieder zusammengeführt werden. Zu erleben war eine der qualitätsvollsten Altarraumausstattungen des Mittelalters.
Im Zentrum stand das rund 4,90 Meter breite wandelbare Retabel, bestehend aus Schreinkasten, Madonnenstatue und Altarflügeln, das mit Werken der Malerei, Bildhauerei sowie der Textil- und Goldschmiedekunst ein komplexes Bezugssystem von Bildern am Altar ergab. Seit etwa 1330 schmückte das Retabel als Kernstück der Ausstattung den Hauptaltar der zwischen 1260 und 1270 errichteten Kirche. Die Flügel des Altars gingen bereits 1925 in die Städelsche Sammlung über und gehören seitdem zum herausragenden Bestand der frühen deutschen Malerei des Museums.
Die Präsentation in der Ausstellungshalle der Graphischen Sammlung machte das faszinierende Zusammenspiel verschiedener Bildmedien in einer konkreten Altarraumausstattung des frühen 14. Jahrhunderts nachvollziehbar, wobei sich insbesondere angesichts der anspruchsvollen Ikonografie der Leinenstickereien und der jüngst entdeckten, ursprünglichen Seiten- und Rückwandbemalung des Schreinkastens Fragen der Zugänglichkeit und nahsichtigen Rezeption von Bildern am Hochaltar neu stellten.
Kurator: Prof. Dr. Jochen Sander (Stellvertretender Direktor und Sammlungsleiter Holländische, Flämische und Deutsche Malerei vor 1800, Städel Museum)
Röntgenfluoreszenz-Untersuchung des Altenberger Altarschreins
Die im Rahmen der Ausstellungsvorbereitung mögliche Untersuchung des Altarschreins hat zahlreiche unerwartete Ergebnisse gebracht, die ein neues Licht auf die ursprüngliche Gestaltung und Funktion dieses frühen Hochaltarretabels werfen. Da die Röntgenfluoreszenz-Untersuchung erst nach Drucklegung des Katalogs vollständig ausgewertet werden konnte, werden ihre Ergebnisse an dieser Stelle publiziert.
Gefördert durch
Kulturstiftung der Länder