Sie zählt zu den herausragenden Künstlerinnen ihrer Zeit – die deutsch-schweizerische Malerin Ottilie W. Roederstein. Selbstbestimmt und emanzipiert behauptete sie sich im Kunstbetrieb. Ihr facettenreiches Werk spiegelt unterschiedliche Tendenzen der Moderne wider.
Im Sommer 2022 präsentierte das Städel Museum eine umfassende Retrospektive, die mit 75 Gemälden und Zeichnungen einen Überblick über die künstlerische Entwicklung der stilistisch vielseitigen Malerin Ottilie W. Roederstein (1859–1937) gibt. Nach Ausbildungsstationen in Zürich, Berlin und Paris lebte Roederstein ab 1891 in Frankfurt am Main. 1909 ließ sie sich mit ihrer Lebensgefährtin, der Gynäkologin Elisabeth H. Winterhalter, im benachbarten Hofheim am Taunus nieder. Roederstein war als freischaffende Porträtmalerin eine feste Größe im männlich dominierten Kunstbetrieb und setzte sich selbstbewusst über die vorherrschenden gesellschaftlichen Normen hinweg. Ihre Werke wurden in zahlreichen nationalen und internationalen Ausstellungen, von Zürich über Paris und Frankfurt bis nach London und Chicago, gezeigt und fanden große Anerkennung. Heute ist die Malerin trotz ihrer regen Ausstellungstätigkeit und ihres einstigen Renommees einem größeren Publikum nahezu unbekannt.
Das Schaffen von Ottilie Roederstein ist von der Geschichte des Städel Museums und der Stadt Frankfurt nicht zu trennen. Nur wenige Meter lagen zwischen ihrem Atelier in der Städelschule und dem Museum, das sie regelmäßig besuchte und von dessen Sammlung sie sich inspirieren ließ. Ihre eigenen Werke fanden schon zu Lebzeiten Eingang in die Sammlung. 1902 erwarb das Städel Museum Roedersteins Gemälde „Lesende alte Frau“ als erstes Werk einer zeitgenössischen Künstlerin. Die Grundlage der Ausstellung bildete demnach die Sammlung des Städel Museums, die mit 28 Werken der Künstlerin neben dem Stadtmuseum Hofheim am Taunus und dem Kunsthaus Zürich über einen der bedeutendsten Bestände verfügt.
Die Ausstellung des Städel Museums entstand in Zusammenarbeit mit dem Kunsthaus Zürich.
Kuratoren: Dr. Alexander Eiling (Sammlungsleiter Kunst der Moderne, Städel Museum), Eva-Maria Höllerer (Wissenschaftliche Mitarbeiterin Sammlung Kunst der Moderne, Städel Museum)
Archiv: Dr. Iris Schmeisser (Leiterin Provenienzforschung und historisches Archiv, Städel Museum)
Im Jahr 2019 erhielt das Städel Museum als großzügige Schenkung aus Privatbesitz ein umfangreiches Archivkonvolut des Nachlasses von Ottilie W. Roederstein. Seitdem wird dieser außergewöhnliche Bestand am Städel Museum bewahrt, geordnet und wissenschaftlich aufbereitet, um ihn nach erfolgter Erschließung in Teilen der interessierten Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Das Schrift- und Bildgut umfasst die gesamte Biografie und Schaffensphase der Künstlerin.
Anlässlich der Ausstellung gaben ausgewählte Dokumente und Fotografien aus dem Roederstein-Jughenn-Archiv des Städel Museums einen ersten Einblick in diesen außergewöhnlichen Bestand.
Gefördert durch
Gemeinnützige Kulturfonds Frankfurt RheinMain GmbH
Mit Unterstützung von
Friede Springer Stiftung, Ernst Max von Grunelius-Stiftung, Damengesellschaft des Städelschen Museums-Vereins e.V.
Medienpartner
Frankfurter Rundschau
Kulturpartner
hr2-kultur